Auf meiner Reise zur seelischen Gesundheit treffe ich mein altes Poesiealbum…
Geistige Abwehrkraft (neu-Deutsch: Resilienz) begegnet einem manchmal an ganz unvermuteter Stelle. So war es bei mir, als ich mein Poesiealbum beim Aufräumen wiederfand. Wie das dann dazu führte, dass ich nun ein Positiv-Tagebuch schreibe, können Sie in diesem Blogbeitrag lesen.
Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur!
Dieser Spruch steht sogar gleich mehrfach in meinem Poesiealbum – ein zerfleddertes Büchlein mit Bildern und Texten in Kinderhandschrift gefüllt. Er berührte mich damals schon als Kind, ohne dass ich sagen konnte, warum.
Heute erkenne ich sofort noch mehr den tiefen Wert dieser stillen Wahrheit. Auch wenn mir beim Betrachten gleichzeitig einfallen will, dass ein Verleugnen von Problemen nicht möglich und angebracht ist. Der vernünftige Teil in mir erwartet, dass ich den Spruch auf der Stelle in Einzelteile zerlege und ihm widerspreche. Schließlich zählen die dunkleren Stunden automatisch mit. Das weiß doch jedes Kind und die obige Betrachtungsweise scheint sehr naiv und wenig zeitgemäß.
Und doch…
Ich weiß selbst, wie gut es tut, sich ab und zu nur Gedanken über positive Erlebnisse und Eindrücke zu machen. Das Negative, das uns in belasteten Situationen überwältigend erscheint, dabei mal ganz bewusst auszublenden. Sich dadurch auszuklinken aus der Hektik und den Problemen des Alltags. Einfach mal so tun, als ginge es einem hauptsächlich gut!
Das Modewort „Achtsamkeit“ fällt mir sogleich ein und ich überlege gleich, wann ich „ganz bewusst“ Eindrücke sammeln könnte. Als Antwort sehe ich mich in Gedanken durch Felder und Pappelalleen laufen.
Es gibt noch weitere Momente, die man still genießen kann und in denen eigentlich gerade viel Gutes passiert, was die volle Aufmerksamkeit verdient.
Die Aufmerksamkeit ist ein flüchtiges Ding…
Leider erkenne ich gerade, dass ich in den meisten dieser Momente an irgendwelche Dinge denke, die ich zu erledigen habe. Zum Beispiel Pläne schmiede und in Gedanken Aufgaben sortiere oder dass ich schon bei der nächsten Tätigkeit bin.
Ich realisiere, dass ich in Wahrheit in diesem Moment nicht die heiteren Dinge pflücke und sammle, sondern dass ich unterwegs meinen Korb der Pflichten sortiere!
Oh! Was für eine fürchterliche Verschwendung!
Es ist wohl an der Zeit, das mal zu ändern. Ich übe das beim nächsten Spaziergang. Bleibe ganz bewusst stehen und betrachte die Farbe des Himmels und die ersten frischen grünen Triebe am Wegesrand. Die Pappelreihe hebt sich so gleichmäßig ab vor dem Hintergrund der vielen Wolken. Die Luft ist herb und noch ein bisschen modrig von den gammelnden Blättern am Boden. Ganz hellgrünes Moos zeigt sich an einem Baumstamm. Die Sonne malt gerade einen fetten Kringel darauf.
Ich verwahre diese Eindrücke ganz fest im Herzen und gehe weiter. Aufmerksamer als sonst.
Sammeln alleine reicht mir nicht… ich führe das Positiv-Tagebuch ein
Ich beschließe, ein Büchlein zu führen, in dem ich künftig heitere Dinge sammeln werde. So geht nichts verloren und kann immer darin blättern wenn ich möchte und meine Erinnerung wieder aufleben lassen.
Ich weiß, dass es dafür viele Bezeichnungen gibt. Positiv-Tagebuch oder Glücks-Tagebuch könnte man es nennen.
In Anlehnung an den Spruch aus Kindertagen wähle ich für mich ganz bewusst das Wort „Sonnentagebuch“ aus. Allein das Wort lässt schon alles ein Stück heller werden. Ich habe mir ein wunderbar passendes Buch dazu erstanden im antikbraunen Einband mit sonnengoldgelbem Strahlen in der Mitte. Am Abend wird es gefüllt mit drei guten Dingen, die im Laufe des Tages geschehen sind. Nun richte ich meine Aufmerksamkeit vermehrt auch auf Kleinigkeiten und schaue während des Tages aufmerksamer in die Welt.
In Gedanken sammle ich für den Abend, für das Buch.
Manchmal sondiere ich auch aus. Werde ich über die interessante Wolkenformation berichten oder doch eher über die ersten duftenden Frühlingsblüten? Oder lieber darüber schreiben, dass der Hund mich mal wieder zum Lachen brachte oder ich ein wirklich schönes Gespräch mit jemandem führen durfte? Plötzlich bemerke ich, dass es viel mehr als nur drei Dinge sind.
Und ich lerne: Das, worauf ich meinen Fokus richte, vermehrt sich!
In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen einen sonnigen Start in den Tag vielleicht mit neuen Augen für die strahlenden kleinen Momente des Heute!
Herzlichst,
Regina Herzog-Visscher
p.s.: Falls Sie bemerken, dass es mit Ihrer seelischen Widerstandskraft momentan nicht so sonnig und rosig steht, schreiben Sie mich doch gerne an für ein Gespräch.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Was für eine wunderbare Idee!
Tagebuch führen war zwar noch nie meins, aber die guten und sonnigen Momente des Tages festzuhalten und sich nochmals bewusst daran zu erfreuen, kann unsere kleine Welt schon ein ganz kleines Stück wärmer und leuchtendr machen.
Warum also nicht ein paar Sonnenstrahlen einfangen und in einem Buch bündeln, um an Regentagen darin zu lesen?
Liebe Leserin, ich wünsche Ihnen recht viel Licht und Wärme beim Führen Ihres Sonnenbuches! Herzliche Grüße, rhv